Wartungs- und Reparaturverhalten der Pkw-Halter

Thema des Monats Juni 2023

Thema des Monats Juni 2023 - DAT-Report. Werkstatt- und Reparaturverhalten bei Pkw-Haltern
  • Marktanteil freier Werkstätten insgesamt weiter gestiegen
     
  • Große Inspektionen werden bevorzugt in einer Markenwerkstatt durchgeführt
     
  • Gesamtzahl der Reparaturen an Pkw weiter gesunken

Werkstätten sind systemrelevant, denn sie sorgen dafür, dass Fahrzeuge sicher und betriebsbereit bleiben, in Krisenzeiten und in Nicht-Krisenzeiten. Hierbei spielt die regelmäßige Wartung von Pkw eine wesentliche Rolle, was sich vor allem im ersten Pandemiejahr 2020 auf besondere Weise zeigte. Das Wartungsverhalten war auch 2022 noch auf einem hohen Niveau, aber Inflation und Kostenängste sorgten dafür, dass die Menschen an vielen Stellen sparen mussten, so auch am Automobil. Notwendige Reparaturen wurden verschoben oder in kostengünstigeren Betrieben beauftragt.
 

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  • Marktanteil freier Werkstätten steigt weiter: Bei den Werkstattarbeiten für das Jahr 2022 konnten die freien Werkstätten im Vergleich zum Vorjahr von 36 auf 37% leicht zulegen, während der Anteil der Markenwerkstätten im gleichen Zeitraum erneut schrumpfte (von 45 auf 44%). Im Zehn-Jahre-Vergleich zeigt sich der Trend noch deutlicher: Freie Werkstätten hatten 2013 nur einen Anteil von 25% an allen Arbeiten, Markenwerkstätten noch 56%. Auch die sogenannten Systemanbieter, das sind Werkstätten, die sich einem Franchisesystem angeschlossen haben, verdoppelten ihren Marktanteil seit 2013 von 4% auf 8% im Jahr 2022. Neben den möglichen Kostenaspekten der Pkw-Halter muss allerdings auch die Gesamtzahl der Werkstätten in den letzten zehn Jahren berücksichtigt werden. Waren es 2013 noch 21.000 freie und 17.500 markengebundene Betriebe, sank die Zahl der Markenbetriebe auf 14.290, währen die freien Betriebe auf 22.130 Standorte zulegten.

 

  • Große Inspektionen werden bevorzugt in Markenwerkstatt durchgeführt: Differenziert man die Wartungsarbeiten nach ihren Unterarten, zeigt sich, dass die großen Inspektionen vorwiegend in der Markenwerkstatt durchgeführt wurden (Anteil wie im Vorjahr: 58%). Bei den kleinen Inspektionen konnten die Markenbetriebe noch 48% erzielen (2021: 51%), bei den sonstigen Inspektionen wie z. B. den Urlaubs- oder HU-Vorabchecks kamen die Markenwerkstätten wie im Vorjahr nur noch auf 32%, freie Betriebe dagegen auf 60% (2021: 63%). Letztere punkten oft mit günstigeren Festpreisangeboten und sind für den Pkw-Halter möglicherweise stärker sichtbar als die eigene (Marken-)Werkstatt.

 

  • Gesamtzahl der Reparaturarbeiten sinkt: Im Jahr 2022 wurden pro Fahrzeug nur noch 0,40 Reparaturen durchgeführt. Der Langzeittrend der vergangenen 20 Jahre zeigt, dass sich dieser Wert seit damals halbiert hat. Zu Beginn der Analysen des DAT-Reports im Jahr 1974 sagten noch 86% aller Pkw-Halter, dass eine Reparatur durchgeführt wurde. Vor 20 Jahren noch knapp über 40%, und 2022 bestätigten dies nur noch 30% der Befragten. Gründe für die aktuell gesunkenen Reparaturarbeiten sind die zögerlichen Investitionen im Krisen- und Mangeljahr 2022 und auch die erneut gesunkene Fahrleistung. Hinzu kommt, dass sich die Standfestigkeit der verbauten Komponenten stetig verbessert hat. Die meisten Reparaturen wurden an „Verschleißteilen“ (67%) durchgeführt. Bei den „Aggregaten und Elektrik“ z. B. Motorelektrik, Getriebe, Lichtmaschine oder Steuergeräte waren es 36%, bei „Fahrwerk und Karosserie“ noch 29%. 
  • Weniger Reparaturarbeiten in Markenbetrieben als in freien Werkstätten: Für die Durchführung von Reparaturen haben die freien Betriebe um über zehn Prozentpunkte in den vergangenen sechs Jahren hinzugewonnen und 2022 erneut 56% Marktanteil erzielt. Die Markenbetriebe verloren im gleichen Zeitraum sieben Prozentpunkte und erreichten 31% Marktanteil. Die Do-it-yourself-Anteile verharren auf einem niedrigen zweistelligen Niveau (2022: 13%; zum Vergleich: 1974: 28%). Das zeigt, dass solche Arbeiten für Laien ohne Spezialwerkzeug immer seltener durchführbar sind. 

 

„Die Verteilung von Werkstattarbeiten auf Markenwerkstätten oder freien Werkstätten hat sich deutlich verändert. Ein Grund dafür ist u.a., dass einerseits die Werkstattnetze der Hersteller und Importeure ausgedünnt wurden und gleichzeitig die Anzahl der freien Betriebe über die Jahre weiter angestiegen ist.“

Uta Heller & Dr. Martin Endlein, Autoren des DAT-Reports

 

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