Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) hat ihr DAT „Diesel-Barometer“ für Mai 2017 veröffentlicht. Nach der Analyse der Endverbrauchersicht aus dem Vormonat steht nun die Situation aus Sicht des Handels im Fokus der monatlichen Studie.
Hierzu hat die DAT neben eigenen Datenerhebungen auch eine repräsentative Befragung beim Handel durchführen lassen.
„Mit unserem zweiten Diesel-Barometer steuern wir der Diskussion um die Zukunft von Diesel-Fahrzeugen Fakten zur aktuellen Situation beim Handel bei. Wir haben dazu über 700 Händler unter anderem nach ihrem Nachlassverhalten bei Neu- und Gebrauchtwagenverkäufen gefragt. Über die Hälfte gab an, Diesel-Gebrauchtwagen mit höheren Rabatten zu verkaufen. Gut ein Drittel der Händler verkauft auch Diesel-Neuwagen mit höheren Abschlägen. Dies spiegelt sich, wenn auch derzeit noch verhalten, in der Entwicklung der durchschnittlichen Gebrauchtfahrzeugpreise für Diesel-Pkw wieder. Das mag daran liegen, dass wir im Unterschied zu den jüngst abweichenden Meldungen der Internetplattformen die tatsächlichen Transaktionen und nicht die Angebotspreise auswerten. Wie sich der Markt weiterentwickelt, bleibt allerdings abzuwarten, da 65 Prozent der Händler Diesel-Fahrzeuge inzwischen auch nur noch zu reduzierten Preisen ankaufen. Die Händler reagieren damit auf die permanente Zunahme der Standtage für Diesel-Fahrzeuge, welche in Kombination mit den daraus resultierenden Kosten ihre Handelsmargen erheblich belasten“, erklärt Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung.
Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Pkw-Markt: Besitzumschreibungen und Neuzulassungen insgesamt rückläufig. Die Auswertung der Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ergab nach dem starken Monat März eine rückläufige Entwicklung bei Diesel- und Benzin-Pkw im Neu- und Gebrauchtwagenbereich. Wie in den vergangenen Jahren repräsentierte der März den verkaufsstärksten Monat des Jahres, der April lag allerdings deutlich unter dem vergleichbaren Vorjahresmonat. Kumuliert (Januar bis April) liegen der Neuwagenmarkt mit 1,135 Mio. Einheiten 2,5 Prozent über, der Gebrauchtwagenmarkt mit 2,445 Mio. Einheiten 1 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Standzeiten in Tagen: Standtage weiterhin über denen der Benziner. Insgesamt stehen Diesel-Pkw, das ergab die regelmäßige Analyse der DAT, bundesweit durchschnittlich 94 Tage, bevor sie verkauft werden. Vergleichbare Benziner kommen auf 82 Tage. Die Standtage sind im Vergleich zum Vormonat etwas zurückgegangen, was im aktuellen Fall damit zusammenhängen kann, dass Fahrzeuge mit hohen Standtagen auch über andere Kanäle vermarktet wurden.
Durchschnittliche Kosten pro Pkw pro Standtag: 24 Euro. Standtage sind eine hohe finanzielle Belastung für den Handel: Pro Pkw und Tag kostet den Händler dies im Schnitt 24 Euro. Im Vergleich zum Benziner [ACHTUNG: In der ersten Version stand hier „Im Vergleich zum Vormonat“. Dies ist nicht korrekt.] hat sich die Händler-Marge im Schnitt um 288 Euro pro Diesel-Fahrzeug reduziert.
Auswirkung auf den Handel: Bei der Vermarktung von gebrauchten Diesel-Pkw gaben 34 Prozent der Händler an, sie würden diese zunehmend über andere Kanäle (B2B, d.h. Händler, Auktionshäuser etc.) verkaufen. Insgesamt gaben 62 Prozent aller Händler an, dass die Diesel-Gebrauchtwagen bis zu ihrem Verkauf länger als vergleichbare Benziner stehen. Weitere Auswirkungen sind: 40 Prozent der Händler beobachten bereits eine Zunahme der Bestelldauer für Benziner beim Hersteller/Importeur. Die Situation seit Beginn der Diskussion um den Diesel führte bei vier Prozent der Händler zu einem Einstellungsstopp oder zu Entlassungen.
Wertentwicklung vom Listenneupreis in Prozent: Die an die DAT vom Handel übermittelten Transaktionspreise beim Fahrzeugverkauf zeigen von März zu April 2017 einen leichten Rückgang von 55,7 auf 55,4 Prozent des ehemaligen Listenneupreises bei dreijährigen Diesel-Gebrauchtwagen. Vergleichbare Benziner verzeichnen einen Rückgang von 56,5 auf 56,4 Prozent.
Nachlass- und Ankaufverhalten: Verkauf und Inzahlungnahme von Diesel-Pkw zu etwas niedrigeren Preisen. 58 Prozent aller Händler gaben an, derzeit ihre gebrauchten Diesel-Pkw mit höheren Abschlägen zu verkaufen als üblich. Die Rabattsituation beim Neuwagenverkauf verhält sich anders: Nur 36 Prozent der Händler gaben an, sie würden höhere Rabatte auf Diesel-Neuwagen als üblicherweise geben. Bei der Inzahlungnahme von Diesel-Pkw zeigt sich, dass aufgrund der unsicheren Situation bei der Weitervermarktung 65 Prozent der Händler niedrigere Preisen als üblich für Inzahlungnahmen anbieten.
Beratungsleistung des Handels: aktuell hoher Beratungsbedarf. 80 Prozent aller Händler gaben an, sehr viel mehr Zeit in die Beratung der Kunden zu investieren. Das resultiert u.a. daraus, dass Endverbraucher oft nicht zwischen Euro-5- und Euro-6-Motoren differenzieren. Zudem spiegelt es auch die derzeit herrschende Verunsicherung beim geplanten Autokauf wider.
Nachfrage nach alternativen Antrieben: Bei 37 Prozent der Händler mehr Nachfrage. Gefragt nach dem Interesse der Endverbraucher an alternativen Antriebsformen (Elektro-, Hybrid- oder Gas-Antrieb) bestätigten 37 Prozent der Händler, dass Kunden vermehrt nach diesen Antriebsformen fragen. Bei deutlich mehr als der Hälfte der Händler (58 Prozent) ist dies nicht der Fall.
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Informationen für die Redaktionen
1) Experten-Arbeitskreis Diesel: Die DAT hat im April anlässlich des Diesel-Barometers einen Experten-Arbeitskreis Diesel ins Leben gerufen. Dieser trifft sich im zweimonatlichen Turnus, um die Ergebnisse der Befragungen zu analysieren. Er setzt sich zusammen aus Vertretern von Kfz-Händlern aus dem Stuttgarter Raum, aus Repräsentanten freier Automobilbanken, aus DAT-Fachvertretern der Abteilungen Marktbeobachtung, Sachverständigenwesen, Unternehmenskommunikation sowie der Geschäftsleitung der DAT.
2) Zur Erhebung der Zahlen: Die Standzeiten und Wertverläufe ermittelt die DAT aufgrund der Transaktionspreise und Informationen, die vom Automobilhandel an die DAT übermittelt werden. Es handelt sich hierbei nicht um Angebotspreise in Internet-Fahrzeugbörsen, sondern um tatsächliche Gebrauchtwagen-Verkaufspreise vom Handel an Endverbraucher.
Für die Befragung des Handels (Mai 2017) wurde im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 730 Online-Interviews (CAWI: Computer Aided Web Interviews = Online-Befragung) über TeleResearch ausgewählt und ausgewertet (Feldzeit: 17.05.2017 bis 23.05.2017). Die Gewichtung der Daten erfolgte nach Innungsmitgliedschaft, Händlertyp und Marke. Monatlich zeitversetzt erfolgt, ebenfalls im Auftrag der DAT, eine repräsentative Befragung der Endverbraucher (Pkw-Kaufplaner) über die GfK via CAWI. Die Gewichtung der Daten erfolgt nach KBA-Fahrzeugbestand: Pkw-Marke und Motorart aktuell in Besitz. Alter und Geschlecht entsprechen repräsentativ dem Bestand.
Die Marktzahlen zu Neuzulassungen und Besitzumschreibungen übernimmt die DAT vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg, die monatlich publiziert werden. (http://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/fahrzeuge_node.html)
Das DAT Diesel-Barometer wird monatlich aktualisiert und online publiziert.
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Über die DAT
Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) ist ein international tätiges Unternehmen der Automobilwirtschaft, das gemäß ihrem Auftrag umfassende Kraftfahrzeugdaten erhebt, aufbereitet und der Branche insbesondere über das System SilverDAT® kostengünstig und flächendeckend zur Verfügung stellt.
Die DAT versteht sich als neutrales Bindeglied zwischen allen Akteuren der Automobilbranche und wird seit über 85 Jahren von ihren Gesellschaftern VDA, VDIK und ZDK getragen. Aufgrund dieser Struktur hat die DAT einen einzigartigen Status sowie einen besonderen Auftrag innerhalb der Automobilbranche.