Mit 546.689 Besitzumschreibungen lag der Gebrauchtwagenmarkt 16,3 Prozent unter dem Vorjahresmonat und 6,5 Prozent unter dem September 2021. Addiert man alle beim KBA registrierten Besitzumschreibungen, wechselten seit Januar dieses Jahres 5.696.553 Gebrauchtwagen den Besitzer. Das ist ein Rückgang von 3,4 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr.
„Wir könnten mehr verkaufen“ – das hört man von vielen Händlern in diesen Tagen. Der Markt ist nicht rückläufig, weil sich die Menschen keine Autos leisten können, sondern er ist rückläufig, weil vielerorts die Ware fehlt. Wir erleben derzeit, dass die Nachfrage nach Fahrzeugen deutlich höher ist als das Angebot. Besonders die jungen Gebrauchten sind Mangelware. Aus den üblichen verdächtigen Kanälen kommt nichts nach, viele Markenhändler haben kaum noch Gebrauchtwagen im Angebot.
Während wir vor Corona und vor der Chipkrise oft eine Überproduktion beobachten konnten und zu viele Werksdienstwagen, zu viele taktische Zulassungen und zu viele Leasingrückläufer das Marktgeschehen beeinflussten (wir erinnern uns: Diese Fahrzeuge waren nicht nur hierzulande sehr begehrt, sondern auch im Ausland stark nachgefragt), wären viele Händler und deren Kunden heute für ein paar mehr dieser Fahrzeuge dankbar.
Wir befürchten, dass der Anteil des Markenhandels an allen Besitzumschreibungen in diesem Autojahr deutlich zurückgehen wird – Die starke Position mit knapp 50 Prozent wird er nicht halten können. Profitieren werden die freien Betriebe und möglicherweise in sehr kleinem Umfang auch der Privatmarkt. Wenn junge Fahrzeuge fehlen, suchen sich die Käufer ältere Fahrzeuge oder warten ab. Oder sie suchen in einem größeren Radius und reduzieren ihre Ansprüche an das Wunschfahrzeug.
Die andere Seite der Medaille ist: Die Standtage sinken – und damit auch Fahrzeuge aus dem Risikobestand. Das entlastet die Renditesituation. Gleichzeitig können die Händler deutlich höhere Preise durchsetzen und damit endlich ihre so notwendigen Bruttogewinne einfahren. Nur ein Beispiel: Alle dreijährigen SUV erzielen derzeit im Schnitt über 60 Prozent ihres ehemaligen Listenneupreises. Und das im Oktober. Bei den zweijährigen SUV kratzen dieses Fahrzeuge an der 70-Prozent-Marke.