Der Gebrauchtwagenmarkt 2021 schloss unter negativen Vorzeichen. Im Dezember registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt 471.184 Einheiten, das sind 12,0 Prozent weniger als im November 2021 und 10,5 Prozent weniger als im Dezember 2020. In Summe wechselten im gesamten Jahr 6.703.245 Gebrauchtwagen ihren Besitzer, das sind 4,5 Prozent weniger als im gesamten Jahr 2020. Damit liegt der Gebrauchtwagenmarkt nach acht Jahren erstmals wieder unter der Schwelle von 7 Mio. Besitzumschreibungen.
Das Jahr 2021 war in mehrfacher Hinsicht ein außergewöhnliches Gebrauchtwagen-Jahr. Die Nachfrage war dauerhaft hoch, aber das Angebot dauerhaft knapp. Es gab weniger Leasingrückläufer als sonst, weniger Vorführwagen von Händlern als sonst, weniger Werksdienstwagen als sonst. Alles wegen fehlender junger Gebrauchter aus dem Vorjahr oder dem laufenden Jahr. Erstmals haben fehlende taktische Zulassungen die Situation verschärft – früher haben taktische Zulassungen oft das Preisniveau nach unten gezogen. Jetzt wären alle froh gewesen, es hätte mehr davon gegeben.
Aus einem Angebotsmarkt wurde ein Nachfragemarkt. Der Handel war also gut beraten, wenn er seine Einkäufer bundesweit und länderübergreifend zum Einkaufen geschickt hat, um passende Fahrzeuge zu finden. Oftmals waren die Gebrauchten besser ausgestattet als die semi-fertigen Neuwagen, teilweise waren die Gebrauchten teurer als die neuen (gerade bei den hochmotorisierten Fahrzeugen, da diese als neue Pkw sehr lange Lieferzeiten hatten) und zu allem Überfluss waren einigen Händler ausverkauft. Sie konnten beim Hersteller nur sehr wenig Ware vorfinden, mussten Interessenten abweisen und Verkäufer in Kurzarbeit schicken.
All das klingt nach Drama, und in Teilen war es das auch. Dennoch – und das darf man nicht vergessen – wurden in Deutschland 2021 insgesamt 6,70 Mio. Gebrauchtwagen verkauft. Eine enorme Menge, und das bei deutlich gestiegenen Preisen. Für den Handel war bereits 2020 ein – den Umständen entsprechend – passables Jahr. 2021 konnten sicherlich gute und auch dringend benötigte Bruttoerträge an den Fahrzeugen eingefahren werden. Mehr Geschäft wäre allerdings locker möglich gewesen.
2022 steht unter gemischten Vorzeichen. Der Rückgang bei den taktischen Zulassungen 2021 war nicht ganz so dramatisch wie 2020, d.h. es könnten ein paar mehr junge Gebrauchte auf den Markt kommen. Auch bei den Leasingrückläufern könnten ein paar mehr Chargen aus 2019 nun in den Verkauf kommen, wenn es genügend neue Anschlussfahrzeuge gibt. Wer hätte gedacht, dass der Erfolg auf dem Gebrauchtwagenmarkt einmal so sehr vom Neuwagen abhängt? Wilde Zeiten!