Das Automobiljahr 2017 liegt hinter uns, und es war ein Jahr, an das wir uns noch lange erinnern werden. Allerdings: Wenn man lediglich die nüchternen Zahlen betrachtet, so scheint, als sei fast nichts Außergewöhnliches passiert.
Für Aufmerksamkeit sorgte der Neuwagenmarkt, der nach KBA-Informationen mit 2,7 Prozent im Plus und insgesamt 3.441.262 Einheiten ein sehr starkes Jahr darstellt. Dies ist der höchste Stand seit 2009, als damals die staatliche Umweltprämie die Neuwagenzahlen auf 3,81 Mio. Einheiten anschwellen ließ. Der leichte Anstieg des Privatmarktanteils im Jahr 2017 von 35,0 auf 35,6 Prozent ist da kaum mehr als eine Fußnote, wenn man bedenkt, dass die 2017 ins Leben gerufenen Umweltprämien der Hersteller und Importeure einen höheren Privatanteil hätten erwarten lassen können. Bemerkenswert ist der deutliche Abfall von Diesel-Neuzulassungen von 45,9% auf 38,8% und besonders interessant ist, dass nicht die alternativen Antriebe die Hauptgewinner waren (sie kamen von 2,0% auf 3,4%), sondern die klassischen Benziner. Sie stiegen von 52,1% auf 57,7%.
Der Gebrauchtwagenmarkt liegt kumuliert 1,4 Prozent unter dem Vorjahr und erreicht 7.298.282 Besitzumschreibungen. Soweit also noch alles im grünen Bereich, oder? Könnte man meinen, aber dem ist nicht so. Speziell der Dezember hatte es in sich, er ist zwar generell im Gebrauchtwagenmarkt nicht der stärkste Monat, aber mit 17,8 Prozent weniger Einheiten als im Vormonat und 8,2 Prozent Rückgang zum Vorjahresmonat war er der deutlich schwächste Monat im gesamten Jahr. Immerhin 519.300 Fahrzeuge wechselten noch den Besitzer, aber die Bremsspuren waren deutlich, und die Umweltprämien der Hersteller könnten vielleicht aus dem einen oder anderen Gebrauchtwageninteressenten auch einen Neuwagenkäufer gemacht haben.
Vermutlich hatten die niedrigen Zahlen aber einen anderen Grund: Das Thema, das uns alle das gesamte Jahr begleitet hatte, ist die Diskussion um Diesel und drohende Fahrverbote. Und das hatte Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt. Die Verunsicherung und Kaufzurückhaltung beim Endverbraucher, aber v.a. die angespannte Situation beim Handel mit hohen Standtagen, niedrigen Margen und rückläufigen Restwerten speziell bei Diesel-Gebrauchtwagen haben dieses Jahr sehr schwierig gestaltet. Nur gut, dass die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland mit wenig Arbeitslosen einen hohen Bedarf an individueller Mobilität mit sich brachte. Daher konnten viele Händler ihre geplanten Einheiten erreichen und aufgrund der hohen Nachfrage nach Benzinern auch für diese Pkw höhere Preise durchsetzen. Die Gesamtrendite im Handel dürfte aber trotz der stabilen Marktzahlen nicht wirklich für Freude gesorgt haben. Es braucht daher dringend Klarheit bei Diesel und Fahrverboten, damit sich diese Hängepartie 2018 nicht fortsetzt.