DAT Diesel-Barometer® Juni 2018

Zeichen einer Normalisierung des Pkw-Marktes

  • Leichte Anzeichen einer Normalisierung des Marktes bei den Verkaufszahlen
  • Wieder mehr Euro-5-Diesel-Gebrauchtwagen wechseln den Besitzer
  • Interesse am Diesel beim Endverbraucher leicht gestiegen
  • Ohne Diskussion um Fahrverbote würde Diesel-Nachfrage deutlich steigen
  • Euro-6d-TEMP-Dieseltechnologie begehrt
  • Weniger „Panikverkäufe“ bei Dieselfahrern
  • Bereitschaft, sich finanziell an einer technischen Nachrüstung zu beteiligen, leicht gestiegen
  • Jeder Dritte zögert den Autokauf hinaus, knapp zwei Drittel bleiben unbeeindruckt
  • Diesel-Gebrauchtwagen stehen beim Handel weiterhin länger als 100 Tage
  • Diesel-Gebrauchtfahrzeugwerte ohne Einbrüche; Schere zwischen Diesel- und Benzin-Pkw ist nicht weiter auseinandergegangen

 

Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) hat für das aktuelle DAT Diesel-Barometer® im Monat Juni eine repräsentative Befragung von Autokaufplanern durchführen lassen. Zusätzlich wurden umfangreiche Datenbankauswertungen vorgenommen, um die aktuelle Situation rund um den Diesel in Deutschland darzustellen. 

 

Hier die Ergebnisse im Überblick:

 

  • Diesel-Besitzumschreibungen ziehen wieder leicht an: Die Daten des KBA zeigen einen saisonüblichen Verlauf der Diesel-Besitzumschreibungen ohne größere Einbrüche. Die rund 197 Tausend Einheiten im Mai bedeuten, dass knapp 6 Prozent weniger Gebrauchtwagen verkauft wurden als im Vorjahresmonat. Dennoch zeigt sich der Markt seit Jahresbeginn stabil. Deutlich rückläufig sind dagegen die kumulierten Diesel-Neuzulassungen. Die Zurückhaltung des Flottenmarktes trifft hier auf ein wachsendes Privatkundengeschäft, d.h. es wurden weniger Neubestellungen von Diesel-Pkw im Firmenkundenbereich getätigt und gleichzeitig von Privatpersonen mehr neue Benzinfahrzeuge gekauft.
  • Nachfrage nach Euro-5-Gebrauchtwagen gestiegen: Nach Informationen des KBA wechselten im Mai deutlich mehr Euro-5-Gebrauchtwagen den Besitzer als noch im Vormonat. Im April waren es 58.150 Einheiten, im Mai 61.085. Am häufigsten nachgefragt wurden Pkw mit Euro-4-Norm oder kleiner (72.015 Einheiten im Mai 2018). Sie machten damit 36 Prozent des Diesel-Gebrauchtwagenmarktes aus. Zudem waren im Mai mehr Euro-6-Gebrauchtwagen im Umlauf: Die Anzahl dieser Pkw lag bei knapp 64 Tausend Einheiten. Am gesamten Diesel-Gebrauchtwagenmarkt hatten diese Fahrzeuge im Mai einen Anteil von 33 Prozent.
  • Diesel-Interesse bei Autokaufplanern leicht angestiegen: Die repräsentative Umfrage bei Autokaufplanern im Juni 2018 nach der wahrscheinlichsten Motorart beim anstehenden Pkw-Kauf zeigt, dass sich 13 Prozent für einen Diesel entscheiden würden. Im März 2018 lag dieser Wert noch bei 11 Prozent, vor einem Jahr bei 16 Prozent. Bisherige Dieselfahrer würden sich aktuell zu 34 Prozent wieder für einen Diesel entscheiden. Nach 29 Prozent im März 2018 eine Steigerung um fünf Prozentpunkte.
  • Ohne drohende Fahrverbote würde Diesel-Nachfrage deutlich steigen. Euro-6d-TEMP-Dieseltechnologie ebenfalls begehrt: Wären Fahrverbote definitiv vom Tisch und auch sonst die Rahmenbedingungen sicher, würden sich 30 Prozent aller Befragten für einen Diesel entscheiden. Im März lag dieser Wert noch bei 26 Prozent. Diejenigen, die aktuell einen Diesel-Pkw fahren, bestätigen das zu 53 Prozent (im März 2018 lag dieser Wert noch bei 50 Prozent). Die neueste Dieselgeneration der Schadstoffklasse „Euro 6d-TEMP“ wäre ebenfalls eine Option – für aktuell 31 Prozent aller Befragten und 56 Prozent der befragten Dieselfahrer.
  • „Diesel-Panikverkäufe“ zurückgegangen: 28 Prozent der Befragten, die aktuell einen Diesel fahren, möchten ihren gegenwärtigen Pkw schnellstmöglich loswerden. Im August 2017 lag dieser Wert noch bei 36 Prozent. Die Angst vor einem Wertverlust des eigenen Pkw und die Angst vor Fahrverboten halten sich im Juni 2018 die Waage.
  • Bereitschaft, sich an technischer Nachrüstung zu beteiligen, angestiegen: Von allen befragten Dieselfahrern würden sich 41 Prozent finanziell an einer technischen Nachrüstung beteiligen. Das ist ein Anstieg zu März 2018 um sechs Prozentpunkte. Hauptgrund ist der Werterhalt, gefolgt von der Möglichkeit, dadurch Fahrverbote umgehen zu können und um das eigene, „liebgewonnene“ Auto behalten zu können.
  • Jeder Dritte verschiebt die Kaufentscheidung: Die anhaltende Diskussion um den Diesel sorgt bei einem Drittel der Kaufplaner zu einer Verzögerung der Kaufentscheidung. Hauptgrund ist das Abwarten, wie es mit den Fahrverboten weitergeht. 61 Prozent dagegen vertagen die Entscheidung nicht und schaffen sich, wie geplant, einen Pkw an.
  • Diesel-Standtage beim Handel weiterhin hoch: Beim Handel stehen Diesel-Gebrauchtwagen derzeit 106 Tage und damit auf einem Jahreshöchstwert. Vergleichbare Benziner werden im Bundesdurchschnitt nach 82 Tagen verkauft. Diese Situation ist für den Handel weiterhin problematisch.
  • Diesel-Gebrauchtfahrzeugwerte im Mai ohne Einbrüche: Die Fahrzeugwerte von drei Jahre alten Diesel-Gebrauchtwagen zeigen im Bundesdurchschnitt einen normalen Verlauf – zwar weiterhin zwei Prozentpunkte unter dem Vorjahresmonat, aber ohne Einbrüche. Die Schere zwischen Benzin- und Diesel-Gebrauchtwagenwerten ist nicht weiter auseinandergegangen, was für eine Normalisierung spricht. Lokal oder regional können die Gebrauchtwagen-Verkaufspreise je nach Alter, Fabrikat, Laufleistung oder Zustand deutlich vom Bundesdurchschnitt abweichen. Dabei sollte beachtet werden, dass das Preisniveau der Gebrauchtwagen 2018 insgesamt immer noch über dem von 2015 liegt.

Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer: „Die negativen Impulse zum Diesel sind weniger geworden, und in der reinen Betrachtung der Zahlen, Daten und Fakten kann man vermuten, dass die große Panik rund um den Diesel von der Rationalität eingeholt wurde. Menschen brauchen Mobilität, daran geht kein Weg vorbei. Schwierig ist natürlich nach wie vor die Situation beim Automobilhandel, der mit hohen Standtagen zu kämpfen hat. Aber die Gesamtsituation auf dem Gebrauchtwagenmarkt, die Wertverläufe und die Absichtserklärungen der Autokaufplaner lassen darauf hoffen, dass ein Stück Normalität im Markt Einzug hält. Hierbei spielen interessanterweise auch die Euro-5-Diesel-Gebrauchtwagen eine Rolle. Denn die Bedenken gegen einen Euro-5-Diesel sind, wenn man die Fakten sprechen lässt, vielfach unbegründet, und auch die KBA-Zahlen zeigen, dass diese Fahrzeuge wieder in größeren Stückzahlen an den Mann oder die Frau gebracht werden konnten. Drohende Diesel-Fahrverbote betreffen nur wenige Strecken in großen Städten. Zudem ist das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Angebotsvielfalt aus Sicht der Kaufinteressenten derzeit mehr als überzeugend. Da Gebrauchtwagenkäufer auch immer deutlich preissensibler als Neuwagenkäufer sind, spielt die Effizienz der Motoren, d.h. niedriger Kraftstoffverbrauch und damit niedriger CO2-Ausstoß ebenfalls keine unerhebliche Rolle. Ferner liegen die Diesel-Kraftstoffpreise an den Zapfsäulen nach wie vor deutlich unter dem Benzin. Selbst bei einer Fahrleistung von etwas über 10.000 Kilometern pro Jahr kann ein Diesel-Pkw mittlerweile eine echte Alternative inklusive deutlich mehr Fahrspaß sein.“

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Über das DAT Diesel-Barometer

Das DAT Diesel-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär- und sekundärspezifischen Daten des Automarkts. Die Wertverläufe und Standzeiten ermittelt die DAT aufgrund der Transaktionspreise und weiterer Informationen, die vom Automobilhandel an die DAT übermittelt werden. Es handelt sich hierbei nicht um Angebotspreise in Internet-Fahrzeugbörsen, sondern um tatsächliche Gebrauchtwagen-Verkaufspreise vom Handel an Endverbraucher. Die Daten werden den DAT-Kunden in den sog. SilverDAT-Systemen zur Verfügung gestellt.

Für die Endverbraucherbefragung (Feldzeit: 07. bis 13. Juni 2018) wurde im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 1.009 Online-Interviews (CAWI) über die GfK durchgeführt. Datengewichtung erfolgte nach Fahrzeugbestand (Marke u. Motorart). Zeitversetzt erfolgt eine repräsentative Befragung von Pkw-Händlern.

Die Marktzahlen zu Neuzulassungen und Besitzumschreibungen stammen vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg, die monatlich der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. (www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/fahrzeuge_node.html)

Das DAT Diesel-Barometer wird seit April 2017 auf https://dieselbarometer.dat.de publiziert.

 

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Über die DAT

Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) ist ein international tätiges Unternehmen der Automobilwirtschaft, das umfassende Kraftfahrzeugdaten erhebt, ergänzt, erstellt, aufbereitet, strukturiert und dem Markt dann flächendeckend über unterschiedlichste Medien und Softwarelösungen zur Verfügung stellt. Die DAT versteht sich als neutrales Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen der Automobilbranche und wird seit über 87 Jahren von ihren Gesellschaftern VDA, VDIK und ZDK getragen. Ein aus verschiedenen Verbraucherverbänden gebildeter Beirat überwacht unter der Leitung des ADAC die Aktivitäten und insbesondere die Wahrung der uneingeschränkten Neutralität der DAT im Sinne der privaten und gewerblichen Verbraucher.