1) Auf dem deutschen Markt ist eine große Vielfalt an neuen Pkw mit alternativen Antrieben erhältlich: Eine Auswertung der DAT-Fahrzeugdatenbank hat ergeben, dass in Deutschland derzeit ohne Berücksichtigung der Ausstattungs- und Leistungsvarianten über 330 verschiedene Pkw-Modellreihen als Neuwagen erhältlich sind - 108 davon mit alternativen Antriebsarten (Hybrid-, Elektro-, Flüssig- und Erdgasantrieb).
2) Die Einstiegspreise bei Neuwagen mit alternativen Antrieben beginnen bei 10.000 Euro: Mit 10.000 Euro ist der Dacia Sandero der günstigste Neuwagen mit alternativem Antrieb. Der günstigste batteriebetriebene Pkw ist der Citroen Berlingo mit 18.671 Euro (hier fallen zusätzliche Kosten für die Batterie an). Die bei Autokäufern beliebten SUVs befinden sich als Neuwagen in einer Preisspanne von 14.500 Euro für den Dacia Duster mit Gasantrieb bis zum Tesla Model X mit 93.010 Euro. Die aktuell erhältlichen Umweltprämien der Hersteller sowie die Förderung vom Bund sind hierbei noch nicht berücksichtigt.
3) Pkw mit alternativen Antrieben werden weiterhin nur in geringen Stückzahlen gekauft: Laut KBA wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2017 genau 60.725 Pkw mit alternativen Antriebsarten neu zugelassen. Das entspricht 3 % vom Gesamtmarkt. Bei den Besitzumschreibungen sah das Bild ähnlich aus: 2 % (72.482 Einheiten) der Gebrauchtwagenverkäufe entfielen auf alternative Antriebsarten. Die größte Gruppe bildet dort der Flüssiggasantrieb.
4) Hybridfahrzeuge sind beliebter als reine batterie- oder gasbetriebene Pkw: Gefragt nach der präferierten Antriebsart beim nächsten Autokauf gaben 21 % der Pkw-Kaufplaner den Hybrid an. Gas- und Elektro-Fahrzeuge kommen auf jeweils 3 %. Diese Absichtserklärung kann sich beim Zeitpunkt des Kaufs allerdings noch verändern.
5) Frauen tendieren eher zu Elektroautos, Männer eher zu Hybridfahrzeugen: Auf die Frage für den DAT-Report 2017, für welche Antriebsart man sich entscheiden würde, wenn es keine reinen Diesel- oder Benzinfahrzeuge mehr gäbe, antworteten 51 % der Neuwagenkäuferinnen und 52 % der Gebrauchtwagenkäuferinnen mit „Elektrofahrzeug“. Bei den Männern lagen die Werte bei 23 bzw. 34 %. Sie würden deutlich mehr zu Hybridantrieben tendieren. Neuwagenkäufer sogar zu 77 %.
6) Die Größe des Wohnorts hat wenig Auswirkung auf die Wahl des alternativen Antriebs: Neuwagenkäufer in Orten mit weniger als 20.000 Einwohner verhalten sich, wenn es um die Wahl des alternativen Antriebs geht, ähnlich wie diejenigen in Großstädten mit über 500.000 Einwohnern. 52 % würden sich, wenn es keine reinen Diesel- oder Benzinfahrzeuge mehr gäbe, für einen Hybridantrieb entscheiden, Elektrofahrzeuge liegen in der Gunst der Großstädter bei 48 %, Kleinstädter würden zu 46 % zu diesem Antrieb tendieren. Hybride kommen auf 54 %.
7) Elektroprämie zeigt noch wenig Wirkung: Die im Mai 2016 eingeführte Elektroprämie hat bei den Autokäufern noch nicht dazu geführt, sich intensiver mit alternativen Antrieben zu beschäftigten. Die für den DAT-Report 2017 befragten Neuwagenkäufer bestätigten das zu 13 %, Gebrauchtwagenkäufer zum Zeitpunkt der Befragung nur zu 6 %. Nach Informationen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wurden zum 31. August 2017 insgesamt 17.606 Anträge für reine Batteriefahrzeuge, 12.424 Anträge für Plug-in-Hybride und vier Anträge für Brennstoffzellenfahrzeuge abgerufen.
8) Alternative Antriebe in Firmenfuhrparks derzeit noch niedrig: Im Rahmen der Befragung für das DAT Diesel-Barometer im Juli 2017 lag der Anteil an alternativen Antrieben in den Firmenfuhrparks bei 2 % (1 % Elektroantrieb, 1 % Gasantrieb). 55 % der Fuhrparkleiter planen allerdings alternative Antriebe in der Flotte.
9) Informationsbedarf beim Handel nach alternativen Antrieben leicht gesunken: 31 % der Händler gaben für das DAT Diesel-Barometer im Juli 2017 zu Protokoll, dass die Anfragen und der Informationsbedarf ihrer Kunden zu alternativen Antrieben zugenommen haben. Vor zwei Monaten lag dieser Wert noch bei 37 %. Die Befragungen in den kommenden Monaten werden zeigen, ob es sich um einen schwankenden Wert handelt oder ob sich ein Trend der besseren Aufgeklärtheit bei Endverbrauchern abzeichnet.
10) Gebrauchtfahrzeuge mit alternativen Antrieben stehen länger als vergleichbare Verbrenner: Für das Jahr 2017 lagen die durchschnittlichen Standtage von gebrauchten Elektro- und Hybridfahrzeugen bislang bei 121 Tagen. Vergleichbare Benziner stehen im Schnitt 85 Tage, Diesel 95 Tage, bevor sie verkauft werden.
Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer Inland und Sprecher der Geschäftsleitung: „Die Behauptung, dass die Automobilhersteller die Entwicklung der alternativen Antriebe und insbesondere der Elektromobile verschlafen hätten, hält sich ja hartnäckig in der öffentlichen Diskussion. Dies haben wir zum Anlass genommen, uns etwas eingehender mit der Faktenlage zu befassen. Die entsprechende Analyse hat ergeben, dass im August 2017, also im Vorfeld der IAA, insgesamt 108 neue Pkw-Fahrzeugmodelle mit alternativen Antrieben bestellbar waren, darunter auch 21 reine Elektromodelle. Joghurt-Sorten gibt es sicher mehr, aber als dürftig kann man diese Auswahl definitiv nicht bezeichnen. Dennoch üben sich die Verbraucher bei neuen und gebrauchten Fahrzeugen mit alternativen Antrieben nach wie vor in Kaufzurückhaltung, wie die aktuellen Zulassungszahlen des KBA zeigen. Wie unsere Analyse zeigt, kann das nicht an der mangelnden Verfügbarkeit von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben liegen. Noch nicht einmal die Preisgestaltung der Fahrzeuge dürfte das entscheidende Hemmnis sein. Die Preise bei den Einstiegsmodellen beginnen bei 10.000 Euro für einen Dacia Sandero mit Flüssiggasantrieb. Auch die von Umweltschützern stets mit Argwohn betrachteten deutschen SUVs sind in der Fahrzeugflotte mit alternativen Antrieben nicht mit völlig abwegigen Einstiegspreisen vertreten. Sie beginnen bei 24.600 Euro für einen Opel Mokka und enden bei 86.966 Euro für einen Porsche Cayenne, welcher damit unter dem Niveau des Tesla Model X für 93.010 Euro liegt. Der gesunde Menschenverstand legt deshalb nahe, dass das mangelnde Interesse der Verbraucher im Hinblick auf alternative Antriebe doch eher von Kriterien wie die verfügbare Lade- und Betankungsinfrastruktur, die Ladezeiten bei Elektromobilen, die Reichweiten und andere Unwägbarkeiten geprägt ist. Auch die neuerdings häufiger zitierten Untersuchungen über die derzeit noch negative ökologische Gesamtbilanz reiner Elektrofahrzeuge dürften ihren Beitrag hierzu leisten.“
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